Dialog ist wichtig
Im Gespräch mit dem Kreisbauernverband Stade e.V. hatte ich die Gelegenheit zum Austausch mit dem Vorstandsvorsitzenden des Kreisbauernverbandes Johann Hinrich Knabbe, seinem Stellvertreter Jan Plath sowie Jannis Knabbe und Landvolkgeschäftsführer Christoph Wilkens. Die Landwirtschaft im Landkreis Stade beschäftigen viele wichtige Fragen.
Eine Herausforderung: Gewässerschutz
Bei dem Gespräch knüpften wir an einen Austausch im September 2022 an, bei dem wir uns ausführlich über die Thematik der Gewässerabstände bei der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zu Gewässern 3. Grades unterhalten haben. Dieses Problem ist immer noch aktuell. Die Abstandsregelungen gelten bereits seit 1.7.2022, das Verfahren für die Beantragung von Ausgleichsleistungen ist aber noch nicht abgeschlossen. Auch einzelbetriebliche Ausnahmeregelungen für Betriebe mit einer hohen Gewässerdichte sind noch nicht möglich. Hinzu kommt, dass bei einer möglichen Antragstellung für EU-Förderungen die verminderten Gewässerabstände aus dem Niedersächsischen Weg (Reduzierung von 3 m auf 1 m unter bestimmten Voraussetzungen) wegfallen würden. Dies alles reduziert laut Herrn Knabbe auch die Akzeptanz bei den Landwirten in der Region.
Landwirtschaft in Moorgebieten
Ein weiteres wichtiges Thema ist die sogenannte „Paludikultur“ – die land- und forstwirtschaftliche Nutzung auf wiedervernässten Mooren. Rund 70 Prozent der bundesweiten Hochmoore liegen in Niedersachsen, entwässerte Moore verursachen aktuell rund 20 Prozent der Klimaemissionen des Landes. Ein ambitionierter Moorbodenschutz ist Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zugleich. Die Bundesregierung hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und möchte bis 2030 die jährliche Emission aus Moorböden um 5 Millionen Tonnen CO2-Aquivalete senken. Im Landkreis Stade sind lt. Herrn Plath ca. 10 % der landwirtschaftlichen Flächen Moorgebiet. Die geplante Wiedervernässung stellt sowohl die Landwirtschaft als auch die Bewohner*innen in den Moorgebieten vor große Herausforderungen. Hier kann auch Paludikultur eine Chance sein. Durch die nasse Bewirtschaftung von Moorböden kann der CO2 Ausstoß gemindert werden und gleichzeitig werden durch den Anbau von Paludikulturen (Rohrkolben, Schilf) Alternativen für fossile Rohstoffe geliefert (Dämmmaterial, Dachbedeckung etc.). Diese Zukunftsaufgabe müssen wir im Dialog, nach dem Vorbild des „Niedersächsischen Wegs“, gemeinsam mit den Kommunen, mit der Landwirtschaft, mit dem Naturschutz, Wasserwirtschaft und der Politik angehen.
Pflanzen- und Insektenschutz
Und das dritte Thema in unserem Gespräch war das Thema Pflanzen- und Insektenschutz. Hier stellte mir der Kreisbauernverband Stade unterschiedliche Betrachtungsweisen vor. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln scheint zwar an vielen Stellen notwendig zu sein, um Resistenzen vorzubeugen und gleichzeitig neben den Pflanzen auch die Konsumenten zu schützen. In einem Punkt waren sich aber alle einig, dass über eine Reduktion bei der Einsetzung von Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden gesprochen werden muss. Hierfür brauchen wir verbindliche Ziele, wie sie auch im Niedersächsischen Weg vereinbart wurden. Schon heute bieten z.B. Weiterentwicklungen im Zusammenhang mit digitalen und sensorbasierten Aufbringungsverfahren erhebliche Einsparungspotentiale bei Pflanzenschutzmitteln. Um weiterhin Einigkeit zwischen Umwelt- und Naturschutzinteressen sowie landwirtschaftlichen Interessen zu erreichen, brauchen wir auch hier den stetigen Dialog miteinander – denn auch hier gilt, nur gemeinsam und unter Einbezug von Fachwissen kann die Lösungsfindung gelingen.
Übrigens: Der Kreisbauernverband Stade e.V. im Landvolk Niedersachsen hat eine wichtige Schnittstellenfunktion: Die in Hannover sitzenden Fachreferenten schaffen durch Beratung und Fachwissen aus der Praxis den Dialog zwischen Landwirtschaft und Politik auf allen Ebenen.
Im Kreisbauernverband Stade sind ca. 87 % der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Stade Mitglied und erhalten hier Rechtsberatung, Sozialberatung und Unterstützung bei Anträgen. Aber auch die steuerliche Abrechnung der Betriebe wird hier von den ca. 60-80 Mitarbeitern übernommen.